„flora pondtemporary“ ist ein Kunstprojekt, das im Jahr 2019 zum ersten Mal an den Ufern der Stiftsteiche in St. Florian stattfand und seither jeden Sommer neue Künstler*innen einlädt. Hier wird die Kunst in einer ungewöhnlichen Situation präsentiert — nicht in der Galerie oder in den Straßen der Stadt, sondern inmitten der Vegetation. Das Publikum sieht also tatsächlich viel mehr Flora als Kunst. Und zu diesem Publikum gehören nicht nur Menschen, auch die Pflanzen und Tiere schauen sich die Kunst an. Der Titel der Ausstellung ist ein humorvoller Verweis auf den Ausdruck der contemporary art (engl. für zeitgenössische Kunst) und stellt mit pond (engl. für Teich) eine Verbindung zu den Stiftsteichen her.
„pondtemporary art“ bezieht sich auf die Verbindung von Kunst und Natur. In den Kunstwerken finden natürliche Materialien oder Elemente Verwendung und die Werke reagieren auf die natürliche Umwelt und beziehen sich thematisch auf das Verhältnis des Menschen zur Natur. Entscheidend ist, dass die Arbeiten nicht gegen die Natur bestehen sollen, sie sind natürlichen Prozessen ausgesetzt, die sie mit der Zeit verändern und möglicherweise zerstören.
Kunst, die unsere Aufmerksamkeit auf die Natur und ihre Prozesse lenkt, thematisiert auch Umweltprobleme, die in der heutigen Gesellschaft diskutiert werden. Dürre, extremes Wetter und durch menschliches Handeln verursachte Naturveränderungen sind keine abstrakte Bedrohung mehr, sie sind eine konkrete Erfahrung für jede und jeden von uns.
Im Laufe der Menschheitsgeschichte, besonders zur Zeit der Aufklärung, hat sich die Idee durchgesetzt, dass der Mensch autonom und unabhängig von der Natur und seiner Umwelt ist. Andere Denkrichtungen (z.B. ökologische Philosophie, Umweltethik) bringen jedoch neue Perspektive mit sich: Sie nehmen Natur und Mensch als ein zusammenhängendes Netzwerk von Elementen und Beziehungen wahr. Der Mensch ist der Natur nicht überlegen, sondern Teil der Natur. Alle Elemente schaffen miteinander eine Harmonie und sie brauchen einander.
„flora pondtemporary“ knüpft genau an dieses Naturverständnis an: Kultur und Natur stehen weder in einem Konkurrenzverhältnis noch sind sie voneinander getrennt. Der Mensch dominiert hier die Natur nicht, er steht in einem respektvollen Verhältnis zu ihr. Diese Idee ist alles andere als neu, wird aber noch nicht allgemein akzeptiert. Kunst könnte dabei helfen dies zu ändern, weil sie nicht in erster Linie die Rationalität zur Wahrnehmung der Welt nutzt, sie beschäftigt sich auch mit Emotionen, Träumen und Visionen. Kunst kann die Rolle eines sozialen Labors für die Zukunft spielen.